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Autor: Philipp Dürbaum↬
Titel: Phil. Dürbaums Reise-Diarium von London nach New York. 1749.
Vorlage:
Unitätsarchiv Herrnhut↬
, R.14.A.35.10b
Status: Ersttranskription ist erfolgt
Urheber:in Ersttranskription: Emily Berger
Urheber:in Kollation (Zweittranskription): N.N.
Verzeichniß der lieben See-Gemeine
am Bord Irene 1749
Mein zärtl liebes herzel Beza Londini 11[Mart#]
49
Mein Lezteres vom 28ten Febr wirst du nun erhalten
haben. Hier hast du den Catol. zu empfangen, den
ich leztens versprochen. Gestern war die 3te Session
unsrer Committee im Parlaments Hause zahlreicher
u. ernstlicher als die erste. Jedoch war nur ein
einiger Herr von der Hof Parthey, der verschiedene
Objectiones machte, der auch gleich beym ersten Vortrag im Unter Hause gegen uns harangieret.
Es
gab aber nur Gelegenheit zu gründlicherer
Durchredung der Sachen, u. es war eine Freude
zu sehen, wie sich die andern Herrn für uns inter
essirten u. für uns sprachen, so daß alle 18 Artikel
der Petition, die unter den übrigen Sachen in dem
gedruckten Protocoll des unter Hauses stehet,
durch genommen wurden. Künftigen Freytag ist
die lezte Session u dann wird Raport davon
ans Unter Haus abgestattet. Noch geht alles
recht hübsch. Der Heiland hat uns Gnade finden
lassen vor diesem Volcke. An Gemein-Sachen
ist heute seit 9 Wochen zum ersten Mal wieder
was geschehen, u. das betraf ein Haufen Correcturen
für die Druckerey in Mb. ich habe auch nun wieder
anfangen können am Diar. was zu thun, u wünsche
daß p. Bald möchte an dem schon fertig u. zu corrigiren anfangen. Vale et saluta omnes
suos et meos
Diar. d. Seegemeine
London - New York Zärtlich geliebtes Geschwister!
Da ich euch das Diarium von dem See-Gemeinlein auff dem Schifflein Irene überschicken soll (welches zwar wegen einer mir unvermuthet
zugestoßenen Unpäßlichkeit
just den Tag davor Land sahen u. den Abend noch in Haafen einliefen, etwas spät geschicket.);
So denke ich, ich werde es wohl nicht von London aus, da wir an Boord giengen anfangen dörffen. Denn wie seelig wir noch in London dimittiert u. regaliert worden
mit einer himmlischen Mahlzeit aus den Wunden unsers Gottes Lämmeleins; Wie
Liebreich u. Hertzlich der th. Papa u. die Mutter uns noch in Gravesande entlaßen u: abgefertiget mit einem seeligen, innigen u. gefühligen Sabbaths-
Liebes-Mahl zum Abschied und mit der Application der Loosung des Tages: du hast nur
kleine Kraft, die aus dem Marter-Leib raus schwitzt u. wieder ´nein. Wobey es
aus Seiten der abreißenden Heyel nicht ohne ein schmerzliches Liebes-Gefühl
abgienge; Das ist wohl schon ohne hin den Geschwistern bekant, u. was noch
die paar Tage hernach biß auf den 27.ten Febr passirt, das werden die lieben Herzen Kohn u. Jorde der denselben Tag mit eben dem Boot von Deal, so uns
noch ein Paquet Brieffe an Boord gebracht von uns wieder abgingen und
zurück kehrten, mündlich auch referirt haben. Daher ich also von dem selben
Tag anfangen u. das vornehmste referiren werde, so weil ich davon angemerkt. Ich weiß
zwar wohl, [?] daß es ein wenig tӕdiös ist u: was man in der
Gemeine offtmahls davon denkt, wenn so viel vom Wind u. Wetter in
einem Diario vorkomt; Allein auf der See ist einem das mit von den
wichtigsten Dingen, u. da man zu Land manchmal einen gantzen Monath
nicht nach dem Wind fragt, oder drauf achthat wie etwa die Sonne auf- u. wieder
gehet; so denkt man da tägℓ. dran; daher bitte Gedult zu haben, wenn auch in
diesem Diario Wind u. Wetter so öffters angeführt werden.
Nachdem die beyden Lieben Herzen Kohn u. Jorde d: 27.ten Febr: etwa um 10 Uhr Vormittag von uns zärtlichen Abschied genommen, welches sonderlich
wegen des Lieben Herzel
Jorde bey den led: Brr: nicht ohne Schmerzen abging, seegelten wir unsren Course
mit eben dem Wind (N.N.O.) durch den Canal tapfer fort, u. waren in einer
Stunde über Dovre hinaus u. gegen Abend bey dem Promontorio Beachy-
Head.
Den 28.ten stund der Wind noch so, aber nicht mehr so stark, nichts desto weniger
waren wir früh schon der Insel Wight gegen über; Nachmittag beym Promontorio Portland, wir sahen eine frantzösische Insul Alderney zur Linken liegen.
Gegen Abend drehte sich der Wind mehr nach Osten. Wir legten heute u. gestern
ein ziemliches Stück vom Canal zurück.
Den 1.ten Mart: früh um 1. Uhr passirten wir Torbay, der Wind war meistens
O. u. S.O. wir seegelten die Stunde ohngefehr 1. deutsche Meile. Des Morgens früh
um 8. waren wir bey der Spitze Goud Start u. um Mitternachttag bey der Spitze von
Lizard. Gegen Abend wurde der Wind stärker u. wir seegelten tapfer fort
in die See: mit der Loos: Glücklich hinein in Jesu Namen, Amen! Weil
heute Sabbath war, so celebrirten wir denselben recht seelig u. gefühlig mit
einem Liebes Mahl, auf welchem wir uns mit zärtlicher Liebe des vor 8. Tagen
bey Gravesande vom th: Papa gehaltenem Sabbaths-Liebes Mahl erinnerten
u. mit einem danckbaren Herzen der biß anhero so leichten u. glücklichen
Fahrt von Gravesande; da wir wie durch den Canal hindurch gewieget
worden.